
Jeder Mensch verdient eine faire Chance
Der Weg einer jungen Ärztin aus Marokko nach Deutschland
Frau Yousfi Kaoutar wuchs in Safi, Marokko auf. Ursprünglich wollte sie Architektin werden – sie zeichnete mit Talent und Leidenschaft. Doch mit der Zeit verschob sich ihr Blick: Als sie sah, wie Ärztinnen und Ärzte anderen halfen, entstand in ihr ein neuer Traum. „Ich bin ein Mensch, der es liebt, Menschen mit einem Lächeln gehen zu sehen.“

Ausbildung in der Ukraine
Kaoutar studierte Medizin in der Ukraine. Der Unterricht war auf Englisch, doch um den Kontakt mit den Patient:innen zu verbessern, lernte sie zusätzlich Ukrainisch und Russisch. Die sprachliche Herausforderung war groß, aber sie sieht sie heute als Bereicherung: „Ich bin daran menschlich gewachsen.“
Flucht vor dem Krieg
Als 2022 der Krieg in der Ukraine begann, blieb Kaoutar zunächst. Sie arbeitete weiterhin in der Gynäkologie in Saporischschja – aus Pflichtgefühl, aus Mitmenschlichkeit. Erst als die Situation untragbar wurde, entschied sie sich zur Flucht. Ihre Wahl fiel auf Deutschland: „Weil das deutsche Gesundheitssystem einen sehr guten Ruf hat und viele Möglichkeiten für berufliche Weiterentwicklung bietet.“
Start in Deutschland
Anfangs hatte sie Unterstützung durch einen Bekannten ihres Vaters, der ihr bei den ersten Schritten half. Den Rest – Sprachkurs, Anerkennung, Bewerbung – organisierte sie allein.
Der Anfang war hart: Die Sprachbarriere, die Isolation, das neue System. Sie war in einer Kleinstadt untergebracht, Deutsch war allgegenwärtig, andere Sprachen halfen kaum weiter. Kaoutar lernte bis B2 in einer Sprachschule in Paderborn, später C1 Medizin online.
„Die Sprache war die größte Hürde – nicht nur für den Beruf, sondern auch fürs Leben.“
Anerkennung und Durchhalten
Der Anerkennungsprozess ihrer Ausbildung war zugleich klar und kompliziert: Alle Informationen waren online einsehbar, aber die Dokumente waren zahlreich, die Anforderungen hoch, die Zeit knapp.
Gab es Momente des Zweifelns? Ja. „Manchmal wollte ich einfach zurück. Aber ich habe mich entschieden, durchzuhalten. Denn ich glaube daran, dass am Ende des Tunnels ein Licht ist.“
Heute und morgen
Heute steht Kaoutar kurz vor dem Ziel. Sie arbeitet, lernt, entwickelt sich weiter. Und sie sagt, sie sei „stolz auf das, was sie geschafft hat“. Nicht aus Eitelkeit. Sondern weil sie weiß, wie viele Hindernisse auf diesem Weg lagen.
Ihre Nachbarn haben sie unterstützt, ihre Mentoren motiviert, ihre Familie hat ihr Halt gegeben. Diese Erfahrung trägt sie mit Demut weiter.
Ihre Botschaft
Frau Yousfi Kaoutar sagt:
„Ich wünsche mir mehr Offenheit und Verständnis – dass Menschen nicht vorschnell urteilen, sondern bereit sind, die Geschichten, Herausforderungen und Potenziale hinter jeder Migration zu sehen.“
An junge Menschen, besonders Frauen, richtet sie diesen Rat:
„Glaubt an euch. Auch wenn der Weg schwer ist – mit Geduld, Mut und Unterstützung könnt ihr alles schaffen.“
Was sie an Deutschland schätzt? Zuverlässigkeit und Organisation. Was ihr schwerfiel? Die anfängliche Distanziertheit mancher Menschen.
Und ihr wichtigster Satz:
„Jeder Mensch verdient eine faire Chance, unabhängig davon, woher er kommt.“
One thought on “Jeder Mensch verdient eine faire Chance”
Wir brauchen solche positiven Geschichten! Für uns Deutsche, um zu begreifen, welche Bereicherung unser Land durch Migrant*innen erfährt, für Menschen, die hierher kommen (müssen), weil sie ihnen Mut machen, und für uns alle, damit wir in diesen Zeiten die Hoffnung nicht verlieren. Alles Gute und weiter so!